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Art Galleries

 

 

Bilder einer Reise

Man meint, die Düfte der Straßen Chinas förmlich riechen zu können, wenn man die Tuschezeichnungen von Marcus Langer betrachtet. Mehr als ein Foto spiegeln sie das alltägliche Leben, das sich im Reich der Mitte vornehmlich draußen abspielt, eindrücklich wider und vermitteln diese ganz besondere Atmosphäre. Eine neuntägige Reise durch China im September vergangenen Jahres hat den Bielefelder Illustrator zu der Bilderserie inspiriert, die er im Rahmen der Kulturgala im Foyer des Stadttheaters ausstellt. „Das ist sehr aufregend für mich“, sagt Marcus Langer, denn das ist eine Premiere.“ Die letzte Ausstellung war tatsächlich anlässlich meiner Diplomprüfung vor fast dreißig Jahren.“ Jetzt ist er von seinen Zeichnungen umgeben und hat die schwere Aufgabe, eine Auswahl zu treffen, welche Bilder er zeigen möchte. „Ich brauche immer etwas Abstand zu den Bildern, erst wenn sie ein paar Tage hängen, kann ich wieder beurteilen, ob sie mir gefallen oder ob ich noch daran arbeiten möchte. Manche landen auch in der Tonne. Das ist aber nicht schlimm, weil mir das Zeichnen selbst so viel Spaß macht. Das hat etwas Meditatives.“  

Zeichnen statt schreiben

In China war Marcus Langer mit seiner Lebensgefährtin Jinmei unterwegs, um ihre Familie zu besuchen. Für ein paar Tage haben sie sich einer chinesische Reisegruppe angeschlossen, um Stätten zu besuchen, die für Chinesen – nicht unbedingt für Europäer – von Bedeutung sind, wie zum Beispiel der Ort, an dem die kommunistische Partei gegründet wurde. „Die Chinesen entdecken ihre Geschichte. Mao hat einen hohen Stellenwert und Marx auch. Mich haben sie dann auch irgendwann Marxus genannt, weil sie sich so meinen Namen gut merken konnten“, schmunzelt Marcus Langer. Überwältigt haben ihn die Gastfreundschaft und die Offenheit der Chinesen. Um seine vielen Eindrücke zu verarbeiten, hat er vor Ort Fotos und Skizzen gemacht. Anstelle eines Reisetagebuchs hat er sich zurück in Bielefeld abends und an den Wochenenden ans Zeichnen gemacht. „Das ist ein sehr schöner Ausgleich zu der Arbeit am Computer. Tagsüber gestalte ich digital am Bildschirm und abends kann ich die handwerklichen Fähigkeiten, die ich im Studium gelernt habe, mal wieder einsetzen und einen richtigen Pinsel zur Hand nehmen. Mit Tusche muss man sich in Geduld üben. Wenn man hell anfängt, muss man warten, bis die erste Schicht getrocknet ist, bevor man weitermacht, sonst kommt es zu farblichen Zufallsbekanntschaften“, lacht der Grafikdesigner. „Mir gefällt es, wenn sich die Farben gegenseitig anheizen oder ich sie bewusst weglasse.“

Tuschefarben bieten ihm die Leuchtkraft, um „richtig Gas zu geben“. Und er hat ein Gespür dafür, wann Flächen einfach mal weiß bleiben sollten. „Ich vergleiche das gern mit Musik, auch dort muss man Pausen lassen, um eine stimmige, harmonische Melodie zu entwickeln.“

Eike Birck

 


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